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Dr. Peter Schaumann (Marquardt Switches, China) über IP, Talente und Corona

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Dr. Peter Schaumann
General Manager, Marquardt China 
Marquardt Switches (Shanghai) Co., Ltd.
Mitglied im Beirat des CNBW


Warum engagieren Sie sich im CNBW – was macht das CNBW so besonders?

P. Schaumann: "Wer schon lange in China aktiv ist wie ich, der weiß, dass der direkte Erfahrungsaustausch nach wie vor eminent wichtig ist. Zum Verstehen, zur Einordnung, zum Abwägen und Entscheiden. Mit der steigenden chinesischen Wachstumsdynamik und dem Druck, der von der Regierung ausgeht, wächst zugleich die Komplexität für das gesamte Business – und zwar egal, ob man eigene Standorte bzw. Produktion in China betreibt oder ob man lediglich importiert. Es gibt eine Reihe etablierter Vereinigungen, die spezifischen Nutzwert bieten. Das CNBW hat aber einen neuen Ansatz. Hier steht der Netzwerkgedanke im Mittelpunkt. Ziel ist, die Interessen aller am Thema Beteiligten quasi übergeordnet zu bündeln. Das fehlte bisher. Ich bringe darum sehr gerne meine Erfahrungen ein – als Mitglied des CNBW-Beirats und auch praktisch vor Ort in China."


Das Thema Talentgewinnung beschäftigt Sie schon länger ...

P. Schaumann: "Ja, das bleibt auch eine Kernaufgabe, insbesondere in China. Bei Marquardt schauen wir genau, wen wir wohin weiterentwickeln und was wir bieten können, damit Talente auch bei uns bleiben. Vor 13 Jahren habe ich als Beirat der Chinesisch- Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) an der Tongji-Universität erstmals die Ausbildung junger Studenten unterstützt. Aus dieser Arbeit heraus konnte ich viele junge Talente für Karrieren im Unternehmen gewinnen. Heute bin ich im Deutschen Hochschulkonsortium für Internationale Kooperationen (DHIK) aktiv, einem Verbund von 34 Hochschulen im deutschsprachigen Raum, die gemeinsam Austausch- und Doppelabschluss-Programme mit ausländischen Universitäten in den angewandten Ingenieurwissenschaften durchführen."


Marquardt ist in sensiblem Marktumfeld aktiv: Mechanik, Elektronik und Software für die Automobil-, Elektro- und Elektrowerkzeugindustrie. Wie begegnen Sie dem Thema Intellectual Property?

P. Schaumann: "In den ersten Jahren haben wir oft Kopien unserer Commodity-Produkte gefunden, zum Beispiel Standardschalter. Mit unserer Ausrichtung auf Automotive und kundenspezifische Entwicklungen konnten wir eine Verbesserung feststellen. Das illegale Kopieren ist damit schlichtweg schwieriger geworden. Aber: Die Verletzung von Gebrauchsmustern und Patenten verfolgen wir nach wie vor unnachgiebig. Innovationen entwickeln und schützen wir konsequent in der jeweiligen Region."


Stichwort Innovation: Wie definieren Sie bei Marquardt „Innovation“?

P. Schaumann: "Mit dem Neubau des Entwicklungs- und Innovationszentrums in Rietheim haben wir zuletzt hierzu ein bedeutsames Statement gesetzt. Innovation ist für uns als Mechatronik-Spezialist eine Produktentwicklung, die bei unseren Kunden und am Markt nachhaltig Erfolg hat. Ein Beispiel ist das Ambiente-Licht, das wir für die neue Daimler S-Klasse entwickelt haben."


2019 hat Marquardt einen zweiten Produktionsstandort in Weihai in der Provinz Shandong eingeweiht. Ziel war u.a., später bis zu 600 Mitarbeiter zu beschäftigen. Wie geht es dort weiter?

P. Schaumann: "Das neue Produktionswerk in Weihai ist ein wichtiger Standort für den nördlichen Markt in China und auch für unsere koreanischen Kunden. Aus unserem Forecast ergibt sich, dass wir bereits 2023 erweitern. Die Herausforderungen sind in der Provinz Shandong etwa die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter und die Stabilität der Infrastruktur. Weihai hat hohe Priorität bei Standorterweiterungen, aber wir untersuchen auch andere Best-Cost-Asia-Szenarien."


Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise bisher auf Marquardt China gehabt?

P. Schaumann: "In Pudong sind Produktion, Vertrieb und Entwicklung angesiedelt. Shanghai war und ist Mid-Risk-Gebiet mit vergleichsweise geringer Erkranktenzahl. Wir hatten bisher keine Corona-Fälle in China in unseren Werken. Trotz der innerchinesischen Quarantäneregulierungen haben wir unsere Produktanläufe wie geplant durchgeführt. Das ist bei uns ein stringenter global ausgerollter Prozess. Wir haben zusätzlich in Deutschland Produktionslinien für MNS-Masken aufgebaut. Unsere lokalen Ingenieure in China haben unterstützt. Die Erstversorgung mit Masken für unsere globalen Werke und auch für Gesundheitseinrichtungen in Süddeutschland haben unsere Lieferanten aus Weihai realisiert, und unser Weihai-Werk hat die Prozesse koordiniert."