Alle News

  • Start
  • Alle News
  • Rückblick + Ratschläge: „De-Risking Strategien im Umgang mit China“

Rückblick + Ratschläge: „De-Risking Strategien im Umgang mit China“


Ak De Risk Neu


Knapp 50 Teilnehmer waren online dabei, als das CNBW am 20. September 2023 einen neuen Arbeitskreis „einweihte“. Fortan wird es in unregelmäßigen Abständen um Diskussionen und Handlungsanleitungen zu "Specific and Concrete De-Risking Strategies for German SME's" gehen.

CNBW-Fachsprecher:
Konrad Bänziger, Verwaltungsrat, breitengrad AG, St. Gallen
Reiner Haberstock, General Manager, Arnold Fasteners, Shenyang  
Dr. Holger Schober, VP Sales, Hiteco, Shanghai


Auftakt
Am 20. September 2023 referierten mit Reiner Haberstock und Holger Schober zwei Fachsprecher, es moderierte Konrad Bänziger. Die Veranstaltung war an diesem Talk auch für Nicht-Mitglieder des CNBW. Als Talk-Gast aus der Praxis wurde Jens Graner zugeschaltet. Er ist bei Festool für die Regionen CN, PL, CZ und SK verantwortlich.

Jens Graner Festool Neu

Jens Graner konzentrierte sich auf die konkrete Frage, wie man sich als Unternehmen mit lokaler Niederlassung in China vertriebstechnisch aufstellen kann, um weiter erfolgreich in China agieren zu können und gleichzeitig im worst case nicht allzu viel zu verlieren.


Allgemeine Kernaussagen aller Referenten am 20.9.2023

"Don't put all eggs in a basket!"
Stattdessen sollten Unternehmen und insbesondere Niederlassungen in China versuchen, sich bei Beschaffung und anderen Themen wesentlich breiter aufzustellen, etwa durch eine Second Supplier Source und/oder geographische Diversifizierung von Lieferanten in China.
"Wir fahren auf Sicht!" ...
Ein in Anbetracht des aktuellen geopolitischen Umfelds verständliches Statement. Tenor: Man gibt China nicht auf, geht aber grade als Mittelständler auch nicht "all in".
Beschaffung
Zudem wurde klar: China kann weiterhin ein sehr guter Beschaffungsmarkt sein, wenn man anstelle von Pauschalurteilen eine faktenbasierten Analyse zu einzelnen Warengruppen durchführt. Zu einer solchen Analyse könnte zum Beispiel die sog. Switching Time (Dauer eines Lieferantenwechsels) herangezogen werden.
Generelle Zielsetzung
Risiko-Streuung und Risko-Minimierung


Ausführungen von Reiner Haberstock (Arnold Fasteners) zum Thema:

Reiner Haberstock Arnold Fasteners

"Wir sollten uns zuerst nochmal vergegenwärtigen, dass wir mit China über einen Kontinent sprechen, der in 23 Provinzen und 4 direkt der Zentralregierung unterstellte Städte aufgeteilt ist. Geografische Diversifizierung bedeutet, neue Lieferanten auch in ganz anderen Provinzen zu finden. Auf Europa übertragen bedeutet das: von Stockholm nach Rom oder Neapel und nicht etwa von Wiesbaden nach Frankfurt.

Als Automobilzulieferer haben wir Lieferanten fü Oberflächentechnik im Großraum Shanghai. Über die Covid-Jahre wurde auch ein Lieferant in der Nähe von Tianjin qualifiziert – auch unter Leidensdruck, weil ein Galvanikbetrieb in Nantong abgebrannt war (inkl. Halbzeug von mehreren hundert Tonnen) und damit innerhalb von Stunden nicht mehr lieferfähig war. Die Schockwelle mussten  wir zeitnah  überwinden, weil von diesem Vorfall nicht nur ein Kunde betroffen war.

Andere Provinz ... das bedeutet immer auch andere Auslegungungen von Regelungen und Gesetzen, eine andere Situation bei der Stromversorgung, anderes Verhalten bei Covid-Regeln, andere Risiken (wie Unwetter, Überschwemmung, Taifun). Um Risiken zu minimieren, arbeiten wir mit Logistik-Dienstleistern in unterschiedlichen Provinzen. Wir können unsere Kunden über unterschiedliche Routen erreichen.

Wir beliefern über 500 Kunden im ganzen Land und haben damit auch das Problem, dass irgendwo immer Kunden gerade Teile benötigen, egal was gerade im Land passiert. Über die drei Jahre Covid hinweg konnte unsere komplette Fertigung nur für eine Woche angehalten werden, weil es durchaus Kunden gab, die NICHT von einem Lockdown betroffen waren. Deren Fertigung lief weiter.

Auch unsere Lieferanten für unser Rohmaterial sitzen in unterschiedlichen Provinzen. Sie werden von zwei unterschiedlichen Stahlwerken (An’gang Steel, Liaoning Province) und Bao Steel (Jiangsu Provinz) beliefert. Beide Hütten liefern die gleichen Legierungen, und der Kunde versteht und akzeptiert hoffentlich einfacher, dass er noch Teile bekommen kann, wenn eine der Stahl-Hütten, aus welchen Gründen auch immer, vorübergehend nicht liefern kann.

Second Source bedeutet für uns, Lieferanten in Asien (China, Taiwan, Japan oder Korea) aufzubauen, die in der Lage sind, deutsche Lieferanten (Single Source) zu ersetzen. Hier geht es um Lieferzeiten, Probleme in der Lieferkette (Suezkanal etc.) und eben alle geopolitischen Entwicklungen, die aktuell im Gang sind. Umgesetzt haben wir das bereits bei einem Maschinenlieferanten und mehreren Werkzeuglieferanten in China, die aber dann auch wieder über China verteilt sind.  

Speziell Aufbau und Qualifizierung eines neuen Lieferanten in Asien geht zum Teil nicht von heute auf morgen, weil auch erhebliches technisches Know-how vermittelt werden muss. Lizenzierungsverfahren müssen bestanden werden. Und der Lieferant muss auch verstehen, dass sich der Aufwand für ihn erst später bezahlt macht."


Zum AK: hier
Wenn Sie in diesem internen Kreis in Zukunft mitdiskutieren möchten, geben Sie uns bitte Bescheid: info@china-bw.net

Mehr zu allen
CNBW-Arbeitskreisen: hier
Voraussetzung für Mitarbeit ist eine Mitgliedschaft im CNBW: mehr hier