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Alle Bänder stehen still, wenn Chinas starker Arm es will?


Lutz Berners Ak Zusammenarbeit Bearb

Artikel von Lutz Berners

Berners Consulting
CNBW-Mitglied

Wie Handelskonflikte und Exportkontrollen aus China den industriellen Mittelstand unter Druck setzen – und was jetzt hilft
In einer zunehmend geopolitisch geprägten Weltwirtschaft geraten internationale Lieferketten immer häufiger ins Wanken. Für den industriellen Mittelstand, der oft stark exportorientiert arbeitet und auf spezialisierte Vorprodukte angewiesen ist, wird diese Entwicklung zu einer konkreten Herausforderung. Besonders spürbar: die Eskalation der Handelskonflikte zwischen China, den USA und der EU – sowie Chinas Exportkontrollen bei strategisch wichtigen Rohstoffen wie Seltenen Erden. Die Frage, ob "alle Bänder stillstehen, wenn Chinas starker Arm es will", ist daher keine rhetorische Zuspitzung mehr, sondern ein realistisches Szenario, das nach strategischen Antworten verlangt.

1. Handelskonflikte USA - China: Die Rückkehr des Protektionismus
Zwischen den USA und China ist der wirtschaftspolitische Ton seit Jahren rau. Zwar wurde im Frühjahr 2025 eine befristete Aussetzung gegenseitiger Strafzölle vereinbart, um neue Verhandlungen zu ermöglichen. Doch das Vertrauen ist brüchig. Beide Seiten werfen sich mangelnde Vertragstreue und gezielte Industriesubventionen vor.

Die USA haben insbesondere den Export kritischer Technologien wie Halbleiterfertigungsanlagen beschränkt, während China im Gegenzug Exportkontrollen auf strategische Rohstoffe verschärfte. Für viele Mittelständler in Europa bedeutet das: Störungen in der Versorgung mit Vorprodukten, steigende Kosten, Planungsunsicherheit.

2. EU - China: E-Auto-Zölle als Zündfunke
Auch zwischen der EU und China hat sich der Ton verschärft. Die EU-Kommission erhob im Herbst 2024 zusätzliche Zölle von bis zu 38% auf chinesische Elektroautos – mit Verweis auf mutmaßlich wettbewerbsverzerrende Subventionen. China reagierte mit Gegenzöllen auf europäische Produkte und prüft weitere Maßnahmen, etwa im Bereich Agrar, Spirituosen und Maschinenbau.

Der Streit über die Marktverzerrung durch chinesische Industriepolitik ist dabei symptomatisch für ein tieferliegendes Problem: Der globale Wettbewerb wird zunehmend über strategische Hebel wie Zölle, Exportkontrollen und Zugang zu Schlüsselressourcen geführt.

3. Chinas Exportkontrollen für Seltene Erden: Engpässe mit System
China produziert und verarbeitet rund 90% der weltweit benötigten Seltenen Erden – zentrale Rohstoffe für Elektromotoren, Sensorik, Medizintechnik, Lichtsysteme und viele weitere Industriegüter. Seit April 2025 unterliegen Exporte bestimmter SE-Permanentmagnete und zugehöriger Materialien neuen Kontrollregelungen. Unternehmen müssen detaillierte Exportanträge stellen, die durch ein nationales Tracking-System überwacht werden.

Problematisch ist dabei nicht nur die Maßnahme an sich, sondern auch deren Umsetzung: Die Vergabe von Exportgenehmigungen unterliegt nach Einschätzung zahlreicher Marktakteure einer hohen Intransparenz. Einige sprechen sogar von "bürokratischer Willkür" und gezielter "strategischer Verknappung", die weniger technischen oder administrativen, sondern vielmehr politischen Zwecken dient - etwa um Chinas Verhandlungsposition gegenüber der EU gezielt zu stärken. Die eingeschränkten Ausfuhren fungieren dabei als wirtschaftliches Druckmittel, um Einfluss auf europäische Entscheidungen etwa in der Zoll-, Industrie- oder Subventionspolitik zu nehmen, beispielsweise im Kontext der E-Auto-Debatte.

Auch die chinesischen Lieferanten leiden unter dem Konflikt. Sie haben keine Handhabe gegen ausbleibende Genehmigungen, fürchten aber gleichzeitig drakonische Strafen bei Verstößen - bis hin zu Haftstrafen für Manager oder dem Entzug der allgemeinen Außenhandelslizenz. Das Ergebnis: Verunsicherung, ausbleibende Lieferzusagen, massive Planungsprobleme auf Käuferseite.

Ich selbst habe in den vergangenen Monaten in persönlichen Gesprächen mit Eigentümern führender chinesischer Magnethersteller und dem Verhandlungsteam der EU-Kommission tiefergehende Einblicke in die Lage erhalten - sowohl aus Industrie- als auch Regulierungssicht. Besonders wichtig war mir dabei, die oft vernachlässigte Perspektive des industriellen Mittelstands außerhalb des Automotive-Sektors einzubringen.

Denn eines muss klar gesagt werden: Die Auswirkungen der Exportkontrollen betreffen nicht nur E-Autos. Produktionsausfälle drohen auch im Sanitärbereich, im Brandschutz, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Lichttechnik und selbst in der Verpackungsindustrie. Diese Branchen wiederum beliefern weitere Sektoren - mit der Folge, dass raumgreifende Störungen der gesamten industriellen Wertschöpfungskette zu erwarten sind, sollten die Beschränkungen anhalten oder sich verschärfen.

4. Handlungsempfehlungen für den industriellen Mittelstand
Lesen Sie weiter ... hier (ExpertenRing Region Stuttgart)


Kontakt:
www.bernersconsulting.com
Stuttgart