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Das war das Bodensee Business Forum - Krisen, Kommunikation, Menschenrechte

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Diskussionsrunde in Sachen China (von links): Dr. Giulia Mennillo (Leiterin Arbeitsbereich Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie Nachhaltigkeit, Akademie für Politische Bildung Tutzing), Dr. Gerd Leipold (ehem. Vorsitzender Greenpeace International), Annette Schavan (Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums; CNBW-Beirätin; ehem. Landes- und Bundesministerin), Christine Zhang-Lippert (Geschäftsführerin Bridge4Works), Dr. Christine Althauser (ehem. deutsche Generalkonsulin in Shanghai; CNBW-Beirätin)


Bodensee Business Forum - Krisen, Kommunikation, Menschenrechte

Rund 500 Teilnehmer, 70 Referenten, 19 Diskussionsrunden und Workshops: Am 20. September wurde beim Bodensee Business Forum 2022 in Friedrichshafen unter dem Leitthema "Impulse für Wege aus den Krisen" eifrig diskutiert. Ein Schwerpunkt bildete das Thema Menschenrechte. Behandelt wurde ein breite Palette: von Ukraine-Problematik (Deutschlands Dilemma), Dialog mit China, Lieferketten, Fußball-WM in der Kritik über Inflation, Medizinforschung und Fachkräftemangel im Mittelstand bis hin zu Vertriebsstrategien (etc).

Dr. Tobias Krohn (Mitglied der Geschäftsleitung beim Veranstalter Schwäbische Zeitung) machte zu Beginn klar. "Es kann nicht darum gehen, überall Einverständnis herzustellen. Das Forum soll Diskus abbilden, Respekt und Verständnis für andere Sichtweisen schaffen, nach Ursachen suchen und hinterfragen." Dr. Hendrik Groth (Editor-at-large in der Zeitungsgruppe und für das BBF verantwortlich) im Eröffnungsplenum: "Ob im Blick auf die Ukraine oder auf die Jesiden im Nordirak, im Gespräch über China oder Katar, wo die Fußballweltmeisterschaft stattfindet: Wir werden diese Themen ansprechen und in jedem unserer Gespräch über die Menschenrechte, die oftmals Teil der Krisen sind, diskutieren."

CNBW-Workshop
Das CNBW war auf der Veranstaltung mit Beiräten und Mitgliedsunternehmen vertreten. Der Workshop "China-Lieferkettenproblematik: Konsequenzen und Strategiewechsel" wurde vom CNBW gestaltet.
Es diskutierten hier mit den Teilnehmern: Christoph Kirsch (Executive Vice President, Representative Bosch Automotive Board Asia Pacific) und Lutz Berners (Geschäftsführer Berners Consulting). Moderation: Bernhard Weber (erster stellvertretender CNBW-Vorstandsvorsitzender; ehem. Repräsentant Baden-Württembergs in China).


                     Bodensee Business Forum 2022 – ausgewählte Statements

ZU CHINA


Dr. Christine Althauser
Botschafterin a.D.; ehem. deutsche Generalkonsulin in Shanghai;
CNBW-Beirätin
"Man muss mit China umgehen, darf das Land aber nicht umgehen."
"Wir brauchen eine Neupositionierung und zudem eine Neudefinition von Dialog."
"China-Kompetenz ist in Deutschland vorhanden, aber es gibt nicht genug adäquate Austauschforen und engmaschige Vernetzung."
"Es gilt, den Blick auf die Innenpolitik Chinas auszuweiten, auch auf die Russlands."
"Wir müssen über Werte und universelle Menschenrechte reden ... und wir dürfen keine Angst davor haben, die Worte Xinjiang, Hongkong oder Dalai Lama auch in der Politik auszusprechen."

Annette Schavan
Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums; CNBW-Beirätin
ehem. Ministerin für Kultur, Jugend und Sport in Baden-Württemberg;
ehem. Bundesministerin für Bildung und Forschung
"Vor lauter Selbstverzwergung nur Apokalypsen zu entwerfen, ist nicht Aufgabe der Politik."
"Deutschland und Europa müssen gegenüber China unbedingt viel selbstbewusster auftreten."
"Chinas offizielle Haltung ist nicht mehr Neugierde, sondern Aggressivität ... Differenzen müssen eindeutig herausgearbeitet werden."
"Wir dürfen uns bei Diskussionen nicht auf Sachfragen reduzieren lassen und uns abwimmeln lassen ... wir müssen unser Unwohlsein zum Ausdruck bringen."
"Das Land ist aber nicht mit der Partei gleichzusetzen."
"Es darf in der Politik nicht darum gehen, jemanden öffentlich in die Pfanne zu hauen, damit die Presse das super findet."
"Diplomatie greift dort, wo es kneift und stinkt."
"China wird die Zukunftsaufgaben nicht ohne uns lösen können, wir aber auch nicht ohne China."
"Ohne Kenntnisse der chinesischen Kultur wird es keinen Geschäftserfolg geben ... Chinesen wissen zum Beispiel sehr viel mehr über Goethe als die meisten Deutschen."

Dr. Gerd Leipold
ehem. Vorsitzender von Greenpeace International
"Uns geht im Gegensatz zu den Chinesen die Neugierde ab."
"Die Chinesen haben ähnliche Problemthemen wie wir: Wirtschaftswachstum und Dekarbonisierung, Alterung der Gesellschaft, Partizipation der Bevölkerung auf den unteren Ebenen."
"Wir dürfen in China nicht diejenigen allein lassen, die seit mindestens fünf Jahren unglücklich sind."
"Wir legen einen zu großen Fokus auf die Uiguren-Thematik, dürfen darüber aber andere Bereiche nicht vergessen."
"Wir müssen aber auch betonen, wo sich das Land verbessert hat, etwa bei der Armutsbekämpfung."
"Das Wohlstandsversprechen lässt sich in China nicht mehr aufrechthalten. Um Probleme zu verschleiern, darf Europa nicht als Gegner aufgebaut werden."
"Europa muss viel besser kooperieren, das wäre dann ein eindeutiges Signal an China."

Christine Zhang-Lippert
Managing Director Bridge4Works
"Dialog muss von beiden Seiten mit Offenheit geführt werden."
"Das chinesische Wort Krise besteht aus zwei Zeichen und bedeutet auch Chance."
"Menschenrechte sind für die meisten Chinesen noch kein relevantes Thema. 600 Mio. Menschen kämpfen täglich ums Überleben. Wir brauchen Geduld."

Christoph Kirsch
Executive Vice President, Representative Bosch Automotive Board Asia Pacific
"China ist heute ein anderes Land als 2019 vor der Pandemie."
"Das Vertrauen ist teilweise weggebrochen. Das Gefühl eines Kollateralschadens begleitet uns, und ich glaube nicht, dass das Vertrauen schnell wieder aufgebaut werden kann."
"Chinas Anteil am Weltautomarkt liegt bei über 20% - davon kann man sich schlecht diversifizieren."
"Logistikkosten sind derzeit enorm hoch, aber die Dimension wäre größer, wenn wir nicht mehr produzieren und ausliefern können."
"Die einseitige Abhängigkeit von Rohstoffen muss sich ändern, das gilt auch für andere Länder und Monopole."

Lutz Berners

Geschäftsführer Berners Consulting
"Es findet viel mehr Business und Austausch statt als gemeinhin bekannt, weil zumeist nur auf die große Problemlage rekurriert wird."
"Alle von uns betreuten Lieferanten haben mittlerweile Pufferlager gebildet und Wohnheime auf dem Firmengelände gebaut."
"Viele chinesische Lieferanten sind aber derzeit auch abgehängt, weil sie keine Mitarbeiter in Deutschland haben."
"Für viele Mittelständler gibt es keine Alternative zu China. Verlagerung in andere Länder würde zu viel Zeit und Kosten bedeuten. China hat Lieferketten seit 40 Jahren ausgestaltet."

Ws Ja

CNBW-Workshop, von links: 
Christoph Kirsch (Executive Vice President, Representative Bosch Automotive Board Asia Pacific), Bernhard Weber (erster stellvertretender CNBW-Vorstandsvorsitzender), Lutz Berners (Geschäftsführer Berners Consulting)


ZUR UKRAINE

Andrij Melnyk
Botschafter der Ukraine in Deutschland
"Von Deutschland hängt es ab, was mit der Ukraine passiert."
"Wir sind nicht als Bittsteller da."
"Uns ist bewusst, dass wir unsere Probleme lösen müssen, sonst sind wir kein Partner für Nato und EU."

Jürgen Knappe
bis Ende März ranghöchster Militär in Süddeutschland (Ulmer Nato-Hauptquartier)
"Wir haben uns sehr spät darauf eingelassen, Verantwortung übernehmen zu wollen."

Tim Guldimann
Schweizer Politikwissenschafter, Diplomat, Politiker
"Mir fehlt der kritische Blick auf die Ukraine ... Hilfe ist nicht bedingungslos."
"Ich habe Angst vor diesem Szenario: Eine Waffenruhe würde Putins neue Grenzen zementieren."

Roderich Kiesewetter
Mitglied des Bundestages (CDU)
"Nach der Clan-Korruption in der Ukraine um Politiker wie Timoschenko und Poroschenko bedeutet Selenskyi eine große Chance für das Land. Er darf nicht fallen. Sonst folgen Moldawien und das Baltikum."
"Selenskyi kann nach den bekannt gewordenen Kriegsverbrechen nicht mehr sagen, dass er auf die Krim verzichtet."


ZUR FUSSBALL-WM in Katar

Bernd Neuendorf
DFB-Präsident
"Ich bin gegen einen Boykott. Wir sind aber sehr kritisch und Kritik hat mittlerweile zu Verbesserungen der Lage der Migrantenarbeiter in Katar geführt, etwa mit Mindestlohn, Regelung der Arbeitszeiten. Wir sehen es aber auch kritisch, wenn Arbeitgeber dort nicht sanktioniert werden."
"Es ist wichtig, mit den Leuten im Gespräch zu bleiben, um sie auf ihrem Weg zu Verbesserungen zu bestärken."
"In der Human Rights Policy ist die Verantwortung dokumentiert."
Hinweis, FIFA Human Rights Policy, § 6: hier

Andreas Stoch
Fraktionsvorsitzender im Landtag von Baden-Württemberg (SPD)
"Ich erwarte von Bundeskanzler Olaf Scholz, dass er sich in Katar ganz klar zu den Menschenrechten äußert."

Wenzel Michalski
Direktor bei Human Rights Watch Germany
"Viele Arbeiter werden in Katar monatelang nicht bezahlt. Der Umgang mit ihnen ist niederträchtig und rassistisch."
"Es gibt in Katar 70% ungeklärte Todesfälle bei den Arbeitsmigranten. Diese Fälle müssen wir aufklären, auch wenn es lange dauert. Den Familien der Toten fehlt zuhause das Geld. Ihre Kinder können dann nicht zur Schule gehen. So wächst die nächste Generation der Arbeitsmigranten heran."
"Es wäre schöner, eine WM zu verfolgen, bei der der Sport nicht seine eigenen Werte verrät. Würde die FIFA den geforderten Entschädigungsfonds unterstützen, wäre das ein starkes Zeichen. Dann könnte ich die Spiele mit einem besseren Gefühl bei Glühwein verfolgen."


Gruppe Ja

von links:
Weiping Zhang-Giesenberg (IBG Ingenieurbüro), Bernhard Weber (erster stellvertr. CNBW-Vorsitzender), Jochen Schultz (CNBW-Geschäftsführer), Melina Weber (Influencerin China), Wolfgang (Gang) Chen (Geschäftsführer 1W1), Sabine Ursel (Kommunikation CNBW), Lutz Berners (Berners Consulting), Lei Cai (Mitgeschäftsführer Klai China Marketing), Hao Fan (Project Manager, Klai)


Altmaier1

von links: Bernhard Weber (erster stellvertr. CNBW-Vorsitzender), Peter Altmaier (ehem. Bundeswirtschaftsminister), Jochen Schultz (CNBW-Geschäftsführer)



Text, Statement-Zusammenstellung, Fotos:
Sabine Ursel, CNBW


www.bodensee-business-forum.de
Termin 2023 folgt