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Guangzhou: Vehicle-to-Grid-Interaktion ermöglicht Elektroauto-Besitzern Zusatzeinkommen


Rolf Schmid Beschn

Artikel von Rolf Schmid
Asian Technology Expert
CEO, BIO4 Business (Stuttgart)


Guangzhous V2G-Service (Vehicle-to-Grid-Interaktion)
ermöglicht Elektroauto-Besitzern ein Zusatzeinkommen 
Elektrofahrzeuge können in Guangzhou außerhalb der Spitzenlastzeiten Strom an speziellen Ladestationen laden und speichern. In Spitzenlastzeiten oder bei Bedarf können diese Fahrzeuge den gespeicherten Strom aus ihren Batterien ins Netz zurückspeisen. Besitzer von E-Fahrzeugen können profitieren, indem sie ihre Fahrzeuge nachts außerhalb der Spitzenlastzeiten laden (niedrige Tarife) und tagsüber ins Netz entladen (hohe Tarife). 

Der Service wurde kürzlich vom Guangzhou Power Supply Bureau und dem chinesischen Automobilhersteller GAC Group in der südchinesischen Provinz Guangdong als Pilotprojekt eingeführt. Er steht ab sofort Besitzern von Elektrofahrzeugen der GAC-Gruppe zur Verfügung. Die Batterie, eine der Kernkomponenten eines Elektrofahrzeugs, kann bis zu 50% seiner Kosten ausmachen. Für Autobesitzer, die diesen Service in Betracht ziehen, ist die Lebensdauer der Batterie oft eines ihrer Hauptanliegen.

Normalerweise benötigt eine 80-kWh-LFP-Batterie, die häufig in Elektrofahrzeugen verwendet wird, etwa 1.000 Ladezyklen, um den Entsorgungsstandard von 600.000 Kilometern zu erreichen, erklärte Liang Tangjie von der GAC. LFP-Batterien können mehr als 3.000 Zyklen überstehen und behalten dabei über 80% ihrer Kapazität, was bedeutet, dass mehr als die Hälfte ihres Pufferpotenzials ungenutzt bleibt.

Da in Guangdong mehr als drei Mio. Elektrofahrzeuge mit durchschnittlich 65-kWh-Batterien unterwegs sind, repräsentieren die Fahrzeuge zusammen mehr als 200 GWh mobilen Speicher. Im Mai führte Guangdong seine ersten Entladetarife ein. Diese legen den Tarif in Spitzenzeiten auf etwa 0,77 Yuan pro kWh eingespeisten Stroms fest, verglichen mit einem Strompreis von 0,22 Yuan pro kWh in den verbrauchsarmen Stunden.

Im ersten Halbjahr 2025 stieg Chinas Stromverbrauch laut der Nationalen Energiebehörde (NEA) im Vergleich zum Vorjahr um 3,7% auf rund 4,84 Bio. Kilowattstunden. Guangdong, die Industriemetropole des Landes mit über 127 Mio. Einwohnern, verbrauchte 433,3 Mrd. Kilowattstunden und damit fast ein Zehntel des nationalen Gesamtverbrauchs. Ein voll aufgeladenes Elektrofahrzeug speichert etwa 65 Kilowattstunden Strom. Damit lässt sich eine 1-PS-Klimaanlage etwa 60 Stunden lang oder zehn solcher Anlagen sechs Stunden lang betreiben. Dies stellt eine wichtige Reserve in Spitzenlastzeiten dar.

Es bestehen weiterhin Herausforderungen. Automobilhersteller müssen sicherstellen, dass ihre Batterien häufige Lade- und Entladezyklen ohne Sicherheitseinbußen überstehen. Gleichzeitig müssen die Hersteller auf universelle Entladeprotokolle und branchenweite Standards hinarbeiten. Lokale Regierungen müssen zudem die Tarife anpassen und Förderprogramme auflegen, um die Teilnahme zu fördern. Subventionen müssen schrittweise abgebaut werden, während die Infrastrukturkosten sinken. Der Netzbetreiber der Provinz Guangdong plant künftig eine Allianz zur Fahrzeug-Netz-Interaktion mit Automobilherstellern wie GAC und BYD sowie Ladeinfrastrukturunternehmen. Ziel der Allianz ist es, bis 2028 600.000 Elektrofahrzeuge im Perlflussdelta zu mobilisieren und so ein virtuelles Pumpspeicherkraftwerk zu schaffen.