Buchtipp: China im Blickpunkt des 21. Jahrhunderts
Herausgeber Tobias Loitsch hat eine ganze Reihe spannender Aufsätze im Buch zusammengetragen - 23 Autoren schildern ihre Sicht auf das Riesenreich China. Die Lektüre sei (nicht nur, aber vor allem …) denjenigen ans Herz gelegt, die – ohne Verständnis von Land, Leuten, Kultur und Politik – viel Zeit damit verbringen, sich ausschließlich an Themen wie Zwangsarbeit in Xinjiang und Auswirkungen des Nationalen Sicherheitsgesetzes von Hongkong abzuarbeiten, wie es Jörg Wuttke im Vorwort ähnlich formuliert. Der BASF-Chefrepräsentant und Präsident der EU-Handelskammer in China ist bekannt für eindeutige Statements. Kern seines Textes: "Die EU muss eine aktive Rolle spielen und ihr eigenes Konnektivitätswunder in anderen Regionen wiederholen, während sie gleichzeitig ihre eigenen Regeln an die Globalisierung von China Inc. anpassen muss. Gelingt das Europa nicht, so besteht die reale Gefahr, dass es kaum mehr als ein passiver Markt wird, der am Rockzipfel Eurasiens hängt."
Hier eine kleine Auswahl weiterer Aussagen aus dem Sammelband, die als Appetitanreger dienen können:
Dr. Anastassia Lauterbach, XU University for Applied Sciences, Potsdam
" … Statt sich also mit unterdimensionierten staatlichen Fördertöpfen in einem – von vorneherein aussichtslosen – Wettkampf mit den KI-Giganten zu begeben, ist es an der Zeit, dass traditionelle Unternehmen Alternativen in KI-Partnerschaften suchen und gemeinsam neue Datenstrategien entwickeln. Wer weiß: Berlin könnte vielleicht eines Tages für die Hobbyarchäologen des nächsten Jahrtausends ein beliebter Ausgrabungsort werden, an dem die demokratischen Europäer mit einem unscheinbaren hölzernen Pferd die bis dahin unbesiegbare Diktatur Trojas in die Knie zwangen …"
Bill Holler, Unternehmer und u.a. Vorsitzender des Beirats des Deutschen Instituts für Normung (DIN)
"… Mein Fazit besteht also darin, dass die Chancen dieser zukünftigen Entwicklung größer sind als die natürlich reichlich vorhandenen Risiken. Aber eine echte Alternative haben wir langfristig betrachtet ohnehin nicht, wollen wir nicht als kleiner Kontinent zwischen den Großmächten ein Schattendasein fristen und zum Spielball eben dieser Großmächte werden …"
Dr. Hans-Peter Friedrich, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, ehemaliger Bundesminister
" … Gespannt darf man sein, was die Strategie der Dual Circulations, der zwei Wirtschaftskreisläufe, die der neue Fünfjahresplan ausruft, zur Folge hat. Was wir sicher nicht akzeptieren können, ist eine Politik, bei der die eigenen Märkte abgeschottet und die Weltmärkte offensiv aufgerollt werden. Andererseits ist es höchste Zeit, China als das zu sehen, was es ist, nämlich eine, wenn nicht die entscheidende Gestaltungsmacht des 21. Jahrhunderts …"
Weitere Stichworte:
Bildungssystem, China Forum Tübingen als Modell, China im Jahr 2050, Chinas komplexe Digitalwelt, Digitalisierungsbeispiel Luxus-Fashion-Industrie, historische Ereignisse auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, Joint Venture, Künstliche Intelligenz, ökologische Zivilisation, Seidenstraße, Share Economy, Sozialkreditsystem, Start-ups in China etc.
Fazit: Auf 375 Seiten Fakten, Risiken, Chancen, persönliche Eindrücke und Ableitungen – bitte lesen, lernen, verstehen und Verständnis entwickeln. Nur so bekommt Meinung ein belastbares Fundament.
Sabine Ursel
Buch: China im Blickpunkt des 21. Jahrhunderts – Impulsgeber für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft (2. erweiterte Auflage)“; Tobias Loitsch (Hrsg.); Springer Gabler-Verlag 2021, 375 Seiten; 24,99 Euro (E-Book)
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