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Hirns Köpfe: Thilo Ketterer - "China war, ist und bleibt der place to be"

Exklusiv: CNBW-Porträtreihe 
Hirns Köpfe


 Wolfgang Hirn Skizze


Seit 1986 reist der Journalist Wolfgang Hirn regelmäßig nach China. Rund 35 Jahre schrieb er für das manager magazin. Er ist Buchautor und Herausgeber der Newsletters CHINAHIRN. Für das CNBW beschreibt der gebürtige Tübinger spannende Persönlichkeiten der baden-württembergischen China-Community.

Im Porträt:
Thilo Ketterer
Dipl.-Kfm., Wirtschaftsprüfer
Rödl & Partner
Partner / (Managing) Director Global China & East Asia Practice


Ketterer Beschn



Pendler zwischen den Welten
Es gibt Pendler, die morgens und abends ein paar Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsplatz hin und her fahren. Es gibt jene, die in Grenznähe wohnen und täglich zur Arbeit ins Nachbarland pendeln, etwa nach Frankreich oder in die Schweiz. Und es gibt Thilo Ketterer. Der 59-Jährige pendelt zwischen Kontinenten - Europa und Asien. Genauer gesagt: zwischen Kirchheim/Teck und Shanghai.

"Absoluter China-Fan"
Thilo Ketterer ist als Managing Director verantwortlich für die Geschäfte von Rödl & Partner in China und Ostasien. Seit 2003 ist er für das Beratungsunternehmen vor Ort. Er bekennt: "Ich bin aboluter China-Fan." Er mag das Land, die Leute und das Essen. Dabei wusste er von diesem Land herzlich wenig, als er sich Ende 2003 auf eine Anzeige in der Fachzeitschrift "Der Betrieb" bewarb. Damals suchte Rödl & Partner einen Leiter für die Niederlassung in Shanghai. Der gebürtige Albstädter hatte bis dato BWL an der Uni Tübingen studiert, an der Ruhr-Uni Bochum über ein Steuer-Thema promoviert, sein Examen zum Wirtschaftsprüfer in Nordrhein-Westfalen abgelegt und anschließend bei Carl Zeiss in Oberkochen gearbeitet. Dort wurde ihm schnell klar: "Ich bin kein Konzernmensch. Ich brauche täglich neue Herausforderungen. Ich bin ein Beratertyp." Deshalb die Bewerbung bei Rödl & Partner - ein interdisziplinäres Beratungsunternehmen mit den Schwerpunkten Abschlussprüfung, Rechts-, Transaktions- und Steuerberatung sowie Outsourcing.

Aufbruchstimmung
Ende 2003 reiste Ketterer mit seiner Frau und dem damals vierjährigen Sohn zum üblichen Look-and-See-Trip nach Shanghai. Er kam mit der Erkenntnis zurück: "Ja, das ist eine interessante Stadt. Diese Herausforderung nehme ich an." Anfang 2004 zogen die Ketterers nach Shanghai. "Damals war alles noch in großer Aufbruchstimmung", erinnert er sich; das traf auch auf seinem neuen Arbeitgeber Rödl & Partner zu. Neben der seit 1995 existierenden Niederlassung in Shanghai wurden in rascher Folge Niederlassungen in Peking (2004), Guangzhou (2005), Hongkong (2007) und schließlich, mit etwas zeitlicher Versetzung, in Taicang (2016) eröffnet. Heute hat das Unternehmen in China über 200 Mitarbeiter, davon rund 110 in Shanghai, die vorwiegend deutsche Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in China beraten.

"Aus den Lehrenden wurden Lernende"
Die Beratungsschwerpunkte haben sich in den über 20 Jahren, die Ketterer nun in China unterwegs ist, geändert. "Wir haben hier inzwischen ein geregelteres rechtliches Umfeld", sagt Ketterer, "Compliance ist daher ein großes Thema." Auch die Rolle der Ausländer sei inzwischen eine andere: "Damals waren wir nicht nur Lehrende - wir wurden auch als Vorbilder wahrgenommen." Heute begegne man sich aber mindestens auf Augenhöhe -  ja, man könnte sogar sagen: "Aus den Lehrenden wurden Lernende."

Rückkehr nach Kirchheim unter Teck
Auch privat veränderte sich einiges: 2005 wurde in Shanghai die Tochter geboren, die Familie lebte nun zu viert in der chinesischen Metropole. 2011 folgte ein weiterer Umzug - diesmal nach Peking. Doch schon ein Jahr später kehrten die Ketterers nach Deutschland zurück und ließen sich in Kirchheim unter Teck nieder. Warum der familiäre Rückzug? Dafür nennt Ketterer zwei zentrale Gründe: Zum einen sei die Umweltbelastung in der damaligen Zeit enorm gewesen. Zum anderen überwog der Wunsch, den Kindern mehr Nähe zur Familie in Deutschland zu ermöglichen - insbesondere zu den Großeltern.

"China war, ist und bleibt der place to be" 
Seit dem Umzug ins Ländle pendelt Thilo Ketterer zwischen Shanghai und Stuttgart/ Kirchheim. Bis zum Ausbruch von Corona hielt er sich diszipliniert an seinen Fahrplan: zwei Wochen China, zwei Wochen Deutschland. Selbst noch in der Corona-Zeit verbrachte er einen Großteil seiner Zeit in Shanghai (einschließlich des Lockdowns) - auch, um den Kollegen vor Ort zu zeigen: "Wir stehen als deutsches Unternehmen zu euch und zu China." Nach Corona hat er seine Pendelei etwas reduziert, dafür bleibt er aber jeweils länger in Shanghai.

Die Stadt sei seit seinem Start vor über 20 Jahren deutlich internationaler geworden. Auch kulturell werde heute viel geboten. Nur die zu süße Küche Shanghais sei nicht so nach seinem Geschmack. Stattdessen bevorzugt er die scharfen Hunan-Speisen und die aromatisch-würzige Yunnan-Küche mit ihren köstlichen Pilzgerichten. Abschließend unterstreicht Ketterer nochmals, dass China damals wie heute - sowohl geschäftlich als auch privat - ein attraktives Land ist: "China war, ist und bleibt der place to be."


Autor: Wolfgang Hirn
27.6.2025
E-Mail: mail@chinahirn.de