“Tübinger Erklärung” zu Entwicklung und Ausbau von Chinakompetenz
(2.9.2022) "Tübinger Erklärung" des Fachverbands Chinesisch 2022
Entwicklung und Ausbau von Chinakompetenz in der Bundesrepublik Deutschland
Aufgrund des mehrfach diagnostizierten Defizits an Wissen über China
und der zunehmend konfrontativen Entwicklungen in der globalen Politik bezieht der Fachverband Chinesisch als Vertretung der Chinesischlehrenden an Schulen und Universitäten in Deutschland eindeutig Position.
Das CNBW unterstützt die Erklärung und Initiativen.
Forderungen u.a.:
"Gerade in einer Zeit, in der der Dialog mit China erschwert ist, sollten chinabezogene Kenntnisse verstärkt Bestandteil der Rahmenlehrpläne gesellschaftswissenschaftlicher Schulfächer wie Geographie, Geschichte und Politik sowie in der Ausbildung von Lehrkräften dieser (und anderer) Schulfächer sein und entsprechend in der Aus- und Weiterbildung im Rahmen des Lehramts nachdrücklich gefördert werden."
"Das Schulfach Chinesisch, das derzeit an ca. 100 Schulen bundesweit als Wahlpflichtsfach etabliert ist (in Italien und Frankreich sind es bereits deutlich mehr), hat sich seit den 1990er Jahren "von unten" in den Schulen etabliert. Eine finanzielle oder organisatorische Förderung des Faches über die Entwicklung von Curricula hinaus findet bis heute nur in wenigen Regionen statt. Gerade wegen seiner Komplexität und der vielen noch offenen Fragen sollte der Diskurs über Lernziele des Fachs und die Weiterbildung von Chinesischlehrkräften besonders gefördert werden."
Kompletter Text "Tübinger Erklärung": hier
Statements
Prof. Dr. Andreas Guder
Vorsitzender des Fachverbands Chinesisch (FaCh) e.V.
Professor für Didaktik des Chinesischen sowie Sprache und Literatur Chinas Freie Universität Berlin, Institut für Chinastudien
"Im Zuge der zunehmenden Diskussion über die Notwendigkeit von Chinakompetenz in Deutschland hat der Fachverband Chinesisch seine Tübinger Erklärung verabschiedet, in der konkrete Vorschläge für den dringend notwendigen Ausbau von Chinakompetenz für unser Bildungssystem formuliert werden. Chinakompetenz lässt sich ohne Austausch kaum realisieren. Es wäre wünschenswert, wenn die Notwendigkeit von People-to-People-Austausch zwischen jungen Menschen grundsätzlich in bilaterale Vereinbarungen mit China aufgenommen würde.
Chinesisch selbst ist in Deutschland ein noch wenig gefördertes Schulfach - ebenso wichtig wie die Sprache ist jedoch die Förderung von generellem Wissen zu China und außereuropäischen Kulturen in den sozialwissenschaftlichen Schulfächern und den entsprechenden Studiengängen der Lehramtsausbildung."
Bernhard Weber
Erster stellvertretender CNBW-Vorsitzender
"Chinesisch an der Schule? Macht das Sinn? Ja! Dabei denke ich nicht an die Grundschule, nicht an die Initiativen chinesischer Eltern, die verzweifelt versuchen, ihre Muttersprache an die in Deutschland aufwachsenden Kinder weiterzugeben, sondern als zweite oder dritte Fremdsprache im Gymnasium, für die sich die Jugendlichen bewusst entscheiden koennen.
Warum Chinesisch? China ist unser wichtigster Handelspartner. Auch bei veränderter gegenseitiger politischer Einschaetzung wird China ein wichtiger Player in der Wirtschaft und auch im Weltgeschehen bleiben.
Mit China umgehen zu können, China zu verstehen, und mit chinesischen Partnern normal kommunizieren zu können, wird darum immer wichtiger werden. Wir in Europa, in Deutschland, brauchen mehr China-Kompetenz. Sprache ein wichtiger Teil. Wenn Jugendliche sich mit China und seiner Sprache beschäftigen, werden wir allmählich einen normaleren Umgang mit diesem wichtigen Land hinbekommen."