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Was bedeutet die Dual Circulation Economy?

Toby Yang Rh7ha3 Svrk Unsplash


CNBW-China Post aus Nanjing, 30. November 2020 … Im Mai 2020 erwähnte Xi Jinping in einer Rede vor dem Wirtschaftsausschuss der politischen Konsultativkonferenz die Strategie des doppelten Kreislaufs (dual circulation strategie, 双循环战略) für die weitere Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft. Verkündet die chinesische Führung solche Strategien, stehen dahinter meist fertig ausgearbeitete Konzepte, die dann auch entsprechend von den Medien aufgegriffen werden.

Was bedeutet nun die Strategie des doppelten Kreislaufs? Im Grunde soll es in Zukunft zwei Wirtschaftskreisläufe geben – einen internen, der in sich geschlossen sein soll und durch den der interne chinesische Bedarf und Konsum befriedigt werden kann – und einen externen Kreislauf, der dazu komplementär laufen soll. Dieser soll den internen Kreislauf durch Importe und Export optimieren.

In den chinesischen Medien wird deutlich darauf abgehoben, dass es nicht darum geht, sich von der Weltwirtschaft zu verabschieden und in einen Protektionismus zu verfallen. Die Auswirkungen der Covid-Krise und einige Aspekte des Handelskriegs mit USA haben aber der chinesischen Führung deutlich gemacht, wie hoch die Abhängigkeit vom Ausland in vielen Bereichen noch ist. Das widerspricht der Idee eines "großen Landes", die von Beijing aus der Bevölkerung immer wieder präsentiert wird. Die neue Strategie wird neue, große Investitionen in verschiedene Industriebereiche notwendig machen, und sie ist eine der Grundlagen des neuen Fünf-Jahres-Plans, der Anfang 2021 in Kraft tritt.

Wie realistisch und wie erfolgreich das sein wird, ist abzuwarten. In der Vergangenheit sind nicht alle verkündeten Strategien aufgegangen; die meisten sind irgendwann still verschwunden. In vielen Fällen sind Marketing und Verpackung besser als das eigentliche Resultat. Förderprogramme für erklärte Schlüsselindustrien führten regelmäßig zu Überkapazitäten, minderwertigen Produkten und Hinterziehungen von Fördermitteln. Ein nicht geringer Teil der beachtlichen chinesischen Staatsverschuldung wäre durch geschicktere Überwachung der Planung sicher vermeidbar gewesen. So bleibt abzusehen, wie diese neue Strategie sich in den kommenden Jahren verwirklichen lassen wird.

Gewiss ist diese neue Strategie auch eine gewisse Abkopplung von Abhängigkeiten von Importen. Aber was bedeutet es nun für ausländische Unternehmen in China und für Unternehmen, die aus dem Ausland nach China importieren? Die chinesischen Medien wiederholen, dass die weitere Öffnung des Landes für ausländische Investitionen und auch für Importe aus dem Ausland weitergehen wird; die neue Strategie stehe dazu nicht im Widerspruch. Im Gegenteil: Innovative Investitionen seien wichtig, um die chinesische Industrie international kompetitiv zu machen.

Wir sehen in der neuen Strategie des doppelten Kreislaufs erst einmal keine Bedrohung der ausländischen Investitionen in China.

Die neue Strategie ist sicher vom Handelskrieg zwischen USA und China und dem Eindruck der Covid-Krise geprägt. Sicherlich werden in der genauen Auslegung der Strategie auch die verschiedenen schon bestehenden Projekte, Maßnahmen und Strategien aufgehen oder aufgenommen werden – Seidenstraße, China 2025 etc. China wird auch in diesem Jahr ein positives Wachstum haben – trotz Corona. Und im nächsten Jahr wird sich die chinesische Wirtschaft sicher bei einem Wachstum von 4 bis 6% bewegen. Die Größe und Dynamik des Marktes macht China auch in Zukunft für ausländische Unternehmen interessant – sowohl als Abnehmer von im Westen produzierter Waren als auch als Investitionsstandort. Um aber langfristig in China Erfolg zu haben, wird es im Rahmen der "Doppelten-Kreislauf-Strategie" wichtig sein, selbst in China als Unternehmen präsent zu sein.

(Bernhard Weber, Baden-Württembergs Vertreter in China und CNBW-Vorstandsmitglied)

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