Lesetipp: Geschichte des modernen China
"Die Menschen in China denken in historischen Kategorien und verstehen die Welt aus langfristiger historischer Perspektive. Sie leiten aus ihren historischen Erfahrungen für China einen rechtmäßigen Platz in der Welt ab. Chinas Vergangenheit bietet ein breites und einflussreiches Repertoire an Strategien und Regeln, die weiterhin das Verhalten Chinas in der Gegenwart beeinflussen." Klaus Mühlhahn schildert Chinas Geschichte von der Qing-Dynastie bis zu Xi Jinping. Dabei bilden die "Institutionen" den roten Faden. Seit Konfuzius hätten diese über alle Regime und Machthaber hinweg auf die jeweiligen Umstände reagiert und sie zugleich mit ihrem "enormen Reichtum an Ideen und Modellen" bis in die heutige Gegenwart mitgestaltet.
Zugleich hätten die "beneidenswerten Erfolge und unbestreitbaren Errungenschaften" in der Geschichte des modernen China auch eine Menge unerledigter Aufgaben hinterlassen, weil institutionelle Reformen in Schlüsselbereichen der Politik, der nationalen Sicherheit, der Außenbeziehungen und der Umgang mit natürlichen Ressourcen nur in Teilbereichen stattgefunden hätten und das bislang unzureichend.
"Die Analyse von Institutionen gibt daher Aufschluss darüber, warum einige Länder in Wohlstand leben und andere zurückfallen, warum sich einige schneller und andere langsamer entwickeln, warum manche Gesellschaften eine gute Regierungsführung genießen und andere nicht", schreibt der Autor. Institutionen dienten danach als Grundlage aller Transaktionen und agierten hinter den Kulissen. Betrachtet werden u.a. Entstehung und Entwicklung wichtiger Wirtschaftsinstitutionen und Institutionen der nationalen Souveränität und der territorialen Sicherheit. Für Klaus Mühlhahn ist die Periode, die als frühe Moderne bezeichnet wird (etwa Mitte des 17. bis 18. Jahrhunderts), "sinnvoller Ausgangspunkt" eines Big Pictures, das in die Jetztzeit führt.
Klaus Mühlhahn liefert viele interessante Verknüpfungen. Seine knapp 800-seitige Fleißarbeit (82 Seiten: Anmerkungen, Verweise/Belege, Personenregister etc.) dürfte die Diskussionen innerhalb der Experten-Community befeuern. Gut: die kompakte Einleitung mit "wichtigen Erkenntnissen" (21 Seiten).
Und das schreibt der Verlag: "Chinas Geschichte seit dem späten 17. Jahrhundert ist durchzogen von Krisen, Reformen, Revolutionen und Kriegen. Zugleich aber hat das Land stets eine hohe Widerstandsfähigkeit und Beharrlichkeit bewiesen. Selbst elementare Kenntnisse der Geschichte Chinas sind hierzulande noch immer Mangelware. Wer Chinas phänomenalen Aufstieg, seine Widersprüche und Gegensätze begreifen will, der kommt an diesem grundlegenden Werk nicht vorbei."
Gelesen hat: Sabine Ursel
Stichworte:
Aufstieg und Fall des Reichs der Großen Qing, Neuordnung der chinesischen Welt: 1800-1870, chinesische Revolutionen, Wiederaufbau während der Republik-Zeit: 1920-1937, Umgestaltung Chinas, Aufstieg Chinas, Ambitionen und Ängste: China in der Gegenwart
Leseprobe: hier
Zum Buch:
"Geschichte des modernen China- Von der Qing-Dynastie bis zur Gegenwart". Originaltitel: "Making China Modern. From the Great Qing to Xi Jinping". Verlag C.H. Beck/Verlag Franz Vahlen (Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung), München 2021; ISBN 978-3-406-76508-7; 760 Seiten
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Zum Autor:
Klaus Mühlhahn ist Professor für Sinologie und Präsident der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. Zuvor war er Vizepräsident der Freien Universität Berlin. 2009 erhielt er den renommierten John-King-Fairbank-Price der American Historical Association.