Hirns Köpfe: Klaus Mühlhahn kehrt zu seinen "chinesischen Wurzeln" zurück
Exklusiv: CNBW-Porträtreihe
Hirns Köpfe
Seit 1986 reist der Journalist Wolfgang Hirn regelmäßig nach China. Rund 35 Jahre schrieb er für das manager magazin. Er ist Buchautor und Herausgeber der Newsletters CHINAHIRN. Für das CNBW beschreibt der gebürtige Tübinger spannende Persönlichkeiten der baden-württembergischen China-Community.
Porträt:
Prof. Dr. Klaus Mühlhahn
Sinologe
Präsident der Zeppelin Universität Friedrichshafen
Von Friedrichshafen zurück nach Berlin
Fünf Jahre war er in der Nähe seiner alten Heimat. So lange war der gebürtige Konstanzer Klaus Mühlhahn (61) Präsident der privaten Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Doch im Frühsommer – genauer am 30. Mai 2025 – ist diese Zeit am heimischen Bodensee zu Ende. Dann geht Mühlhahn dahin zurück, wo er herkam: an die Freie Universität Berlin. Dort war er bis 2021 Professor für chinesisches Geschichte und Kultur. Und diese Stelle wird er wieder besetzen.
Berlin - Berkeley - Turku - Bloomington - Berlin
Klaus Mühlhahn gilt als einer der renommiertesten deutschen Sinologen. Er hatte einst an der FU Berlin Sinologie studiert und anschließend in diesem Fach promoviert, ehe er an verschiedenen internationalen Hochschulen lehrte und forschte … erst im kalifornischen Berkeley, dann im finnischen Turku und schließlich nochmals in den USA, an der Indiana Universität in Bloomington. 2011 erfolgte dann die Rückkehr an seine Alma Mater, die FU Berlin. Dort engagierte sich neben seiner Lehrtätigkeit auch in der Administration der Universität. Zweimal wurde er zum Vizepräsidenten der FU gewählt, zuletzt zuständig für die Bereiche Forschung, Nachwuchsförderung sowie Wissenstransfer und Ausgründungen.
Ruf an den Bodensee ... wenig Zeit fürs China-Thema
Es war wohl diese administrative Erfahrung – neben seiner wissenschaftlichen Qualifikation –, die die Gremien der Zeppelin Universität in Friedrichshafen 2020 veranlassten, Klaus Mühlhahn als Präsidenten dieser noch relativ jungen Hochschule zu wählen. Diese Privatuni muss sich größtenteils selbst finanzieren, über Studiengebühren und Spenden – vor allem von Firmen. Das war neu für Mühlhahn. "Es war eine sehr spannende Zeit, ich habe viel gelernt, und ich war viel in Kontakt mit Unternehmen", sagt er in seinen letzten Amtstagen am Bodensee. Eine Herausforderung war der Amtsantritt just in Corona-Zeiten. Er musste die Digitalisierung der Hochschule vorantreiben. Doch bei all diesen administrativen Aktivitäten kam etwas zu kurz: "Ich hatte wenig Zeit für die Sinologie." Dabei kam Mühlhahn schon mit einigen Ideen nach Friedrichshafen. "Wir haben intensiv überlegt, eine Sinologie hier aufzubauen."
Aus zwei Gründen sollte das aber nicht klappen: Zum einen war die Nachfrage seitens der Studenten nicht da – in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Sinologie-Studenten bundesweit rapide gesunken. Und zum anderen gab es nur eine geringe Bereitschaft der Unternehmen, einen solchen Studiengang zu unterstützen. "Theoretisch war das Interesse da, aber die praktische Unterstützung fehlte letztendlich."
Volle Ideen-Pipeline
Klaus Mühlhahn hätte durchaus eine zweite fünfjährige Amtszeit als Präsident bekommen, aber er selbst kam nach reiflichen Überlegungen zu dem Ergebnis, dass seine Welt das Forschen, Lehren und Schreiben zu und über China ist. All das wird er in Berlin wieder tun können. Die Idee-Pipeline ist für seine kommende Berliner Zeit schon voll. Er plant zusammen mit seiner Frau Julia Haes ein Buch über die immer stärker werdenden chinesischen Wettbewerber: "Wir wollen uns dort einige gute Firmen anschauen." Zudem hat er zwei Buchprojekte zu historischen Themen im Visier. Zum einen will er sich dem Boxeraufstand widmen: "Das war der letzte große Konflikt zwischen China und dem Westen."
Und zum anderen plant er eine Biografie über den ehemaligen mandschurischen Kriegsherren Zhang Xueliang, der hierzulande nahezu unbekannt ist, aber in China verehrt wird. Über ihn sagt Mühlhahn: "Er steht für den chinesischen Nationalismus."
Pendeln zwischen Berlin und dem Starnberger See
All diese Projekte werden auch wieder mit (Forschungs-) Reisen verbunden sein. Das ist auch etwas, was er während seiner Friedrichshafener Zeit stark vermisst hat. Auch innerdeutsch wird seine Reisetätigkeit zunehmen, denn Klaus Mühlhahn wird zwischen Berlin und seinem Wohnort pendeln … und der liegt nicht am Bodensee, sondern am Starnberger See.
Autor: Wolfgang Hirn
22.4.2025
E-Mail: mail@chinahirn.de
Buchhinweis:
Wolfgang Hirn, "Der Tech-Krieg: China gegen USA - und wo bleibt Europa?"