Front gegen die Freiheit + Im Schein der Pfütze
Wer Adrian Geiges kennt und "bestellt", weiß was er bekommt - nämlich Ungeschminktes, Auf-den-Punkt-Gebrachtes, Wehtuendes. Der Journalist und Autor sagt in seinem neuen Buch, wie Putin, Xi Jinping & Co. (darunter auch "nützliche Idioten" wie Trump ...) weltweit die Demokratie aushebeln, und warum sie das tun. Das allein ist ein Buch wert. Aber noch spannender (und leider desillusionierender) ist die Tatsache, dass so Viele (Politiker, Wirtschaftsbosse, Medien etc.) weltweit jegliche noch so bedrohliche Allmachtsstrategien (längst keine -phantasien mehr) naiv verharmlosen. Geiges sagt etwa: "Putin hat die Ukraine nicht angegriffen, weil sie der NATO beitreten wollte, sondern weil sie noch nicht in der NATO war." Und: "Angela Merkel erwies sich für die Kommunistische Partei Chinas als nützliche Idiotin." Geiges war in China und Russland lange mittendrin - man darf also durchaus Einiges mitnehmen von seinen Erkenntnissen ... Lesen allein hilft freilich nicht. Wichtig ist vielmehr, Schlüsse zu ziehen und eigene Strategien anzupassen. Naivität können wir uns nämlich nicht mehr leisten.
Gelesen hat: Sabine Ursel
Stichworte: Sowjetunion als großer Bruder Chinas - China als großer Bruder Russlands - Nützliche Idioten - Wir verteidigen wir Frieden und Freiheit?
Buch: Front gegen die Freiheit - Peking, Moskau und ihre Komplizen in aller Welt. Adrian Geiges; Piper Verlag (München 2024), ISBN 978-3-492-07284-7; 240 Seiten; 22 Euro
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(Lesen Sie auch unseren Buchtipp "Xi Jinping - der mächtigste Mann der Welt" von Adrian Geiges/Stefan Aust ... hier ... bitte scrollen)
Jimmy Brainless - what a name! ;-)
Der Musiker und "Geschichtenkritzler" (eigenes Wording) hat taiwanische Wurzeln. Er ist Mitglied der Band "Gurkenalarm" und gestaltet bei Radio Orange monatlich eine partizipative Lyrik-Sendung namens "Qua-Qua-Gedichte". 2017 und 2019 reiste er mit Romanautor Elias Hirschl durch Asien (über 30 Auftritte in China, Südkorea, Taiwan und auf den Philippinen). 2023 hat er beim Wortreich-Kurzgeschichtenwettbewerb den 2. Platz belegt - was darauf hindeutete, dass er eventuell auch einen langen Debütroman vorlegen könnte ... Und das ist 2024 passiert: "Im Schein der Pfütze" ist eine dicht erzählte und geistreich formulierte Stammbaumstory, angesiedelt zwischen Europa und Taiwan - und alles andere als "brainless". Well done, Jimmy.
Gelesen hat: Sabine Ursel
Buch: Im Schein der Pfütze. Jimmy Brainless; Verlag Müry Salzmann (Salzburg 2024), ISBN 978-3-99014-257-8; 327 Seiten; 28 Euro
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Enhancing Global Governance in a Fragmented World (Sammelband + Essay)
Fachartikel (BWA) und Sammelband (Springer)
Im Rahmen der Publikationsreihe "China and Globalization" des Center for China and Globalization (CCG) und des Springer-Verlags erschien ein Essay des BWA-Vorstandsvorsitzenden Michael Schumann unter Mitarbeit von Bundesgeschäftsführer Urs Unkauf unter dem Titel "Economic Diplomacy as an Answer Towards Global Challenges: The Experiences of Sino-German Economic Cooperation". BWA = Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft e.V. (Berlin).
Im Essay wird die Rolle von wirtschaftsdiplomatischen Aktivitäten bei der Entwicklung der Beziehungen anhand ausgewählter Fallbeispiele von Unternehmerbiografien beleuchtet. Die Veröffentlichung ist Teil des von Henry Huiyao Wang und Mabel Lu Miao herausgegebenen Bandes "Enhancing Global Governance in a Fragmented World. Prospects, Issues, and the Role of China".
Der Springer-Sammelband bietet ein breites Spektrum globaler Perspektiven zu Fragen im Zusammenhang mit China und der Globalisierung, den Chancen und Herausforderungen des Aufstiegs Chinas in der Welt und der Rolle Chinas in der Weltordnungspolitik, der Weltwirtschaft, der globalen Entwicklung und der globalen Sicherheit.
China+1: De-Risking für deutsche Unternehmen – Südostasiatische Länder als Standortergänzung zu China
Aufgrund der Größe des chinesischen Marktes haben sich viele Unternehmen in der Vergangenheit auf China konzentriert. Profitiert haben sie von Skaleneffekten, auch von günstigeren Löhnen. Abhängigkeiten sind entstanden. Nachdem sich seit Beginn der 2020er Jahre geopolitische und wirtschaftliche Risiken der Fixierung auf China zeigen, wird den Unternehmen eine Diversifizierung ihrer Lieferketten und Produktionsstandorte nahegelegt. "De-Risking" ist eine Strategie, um das für alle – Deutsche wie Chinesen – nachteilige "De-Coupling" von China zu vermeiden. Risikostreuung ist eine der originären Aufgaben der Unternehmen, so auch die Auseinandersetzung mit zusätzlichen Standorten, die Risiken senken und Chancen sowie neue Märkte öffnen.
Dennoch bleibt China wichtig für die Zusammenarbeit. Nicht mehr nur ein großes Werk in China, sondern mehrere Standorte, möglichst dort, wo auch interessante Märkte zu finden sind, bieten sich als Zukunftsstrategie für globale Unternehmen an. Welche asiatischen Staaten kommen dafür in Frage?
Autorin Doris Gutting blickt in diesem kompakten Ratgeber (60 Seiten) auf
. unterschiedliche Sichtweisen: China als Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale
. Gründe für den veränderten Blick auf China seit Beginn der 2020er Jahre und für das Ende des "Wandel durch Handel"-Optimismus
. Grundlagen für die Prüfung der ASEAN-Staaten Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam als zusätzliche Standorte im Rahmen einer China+1-Strategie"
Weitere Stichworte:
Lieferkettenprobleme – wertebasierte Außenpolitik – Entwicklungen in Sachen Russland und Taiwan – muslimische Minderheit der Uiguren – Repression in Hongkong – Sozialkreditsystem – Bedeutung der Plattformökonomie – Belt & Road Initiative als Machtinstrument – Kooperation trotz Konkurrenz und Systemunterschieden etc.
Autorin
Prof. Dr. Doris Gutting ist emeritierte Professorin der Hochschule für angewandtes Management (Ismaning), und Autorin zahlreicher Publikationen zu den Ländern Südostasiens und China.
Buch: "China+1: De-Risking für deutsche Unternehmen – Südostasiatische Länder als Standortergänzung zu China"; Autorin: Doris Gutting; SpringerGabler Essentials (2024), 60 Seiten; 9,99 Euro/14,99 Euro
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China’s Environmental Solutions – Policies, Technologies, and Perspectives
China’s Environmental Solutions – Policies, Technologies, and Perspectives
Rolf Schmid und Xin Xiong
Buchbesprechung
China erlebte nach der Öffnung des Landes in den späten 1970er Jahren einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Gleichzeitig wuchs auch die Bevölkerung des Landes rasch. Die rapide Industrialisierung des Landes und der Ausbau der Landwirtschaft verursachten aber zugleich gewaltige Umweltschäden. Bis heute wird der größte Teil der Energie durch Kohlekraftwerke erzeugt. Im Westen haben sich die Bilder der versmogten chinesischen Metropolen tief eingeprägt. Die chinesische Regierung hatte zwar schon recht früh strenge Umweltgesetze eingeführt, die erst allmählich durchgesetzt werden konnten. Erst in den letzten 15 Jahren wurden harte Maßnahmen ergriffen. So konnte in den meisten urbanen Zentren die Luftqualität deutlich verbessert werden. Intensive Aufforstung und konsequente Überwachung aller möglichen Verschmutzungsquellen haben in vielen Bereichen zu deutlichen Verbesserungen geführt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat sich verpflichtet, bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden. Dabei will das „schöne China“ zum globalen Vorbild einer auf Wissenschaft und Technologie basierenden „digitalen Zivilisation“ werden.
Rolf Schmid (Professor emeritus, Universität Stuttgart) und Xin Xiong (Gruppenleiter am NMI – Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut, Uni Reutlingen) beschreiben den Status Quo der chinesischen Umweltpolitik, Akteure, Programme und Errungenschaften auf diesem Weg (ohne sich dabei allein auf chinesische Quellen zu verlassen). Sie belegen ihre Aussagen und Erkenntnisse gut auch anhand vieler Zahlen.
Gelesen hat: Bernhard Weber
Inhalt:
Geography – People – Environmental History - Polluters and Stakeholders – Cleaning Up: Air, Water, and Waste – Eco-Restoration – Climate Change and Decarbonization Megatrends – International Issues - Next Steps
Buch: "China’s Environmental Solutions – Policies, Technologies, and Perspectives";
Autoren: Rolf Schmid und Xin Xiong; Herausgeber/Verlag: Jenny Stanford Publishing (2023), ISBN 9814968986 + 978-9814968980, 350 Seiten; 82,43 Euro (inkl. MwSt.); weitere Infos/Bezug: hier
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Der Tech-Krieg: China gegen USA. Und wo bleibt Europa?
Das CNBW verlost 2 Exemplare an Mitglieder.
Schreiben Sie uns bis zum 28. Mai (15:00 Uhr) an: member@china-bw.net
Buchbesprechung
Hut ab, lieber Wolfgang Hirn! Danke für Ihre Fleißarbeit. Sie sind in tief verästelte Strukturen eingetaucht und liefern ein längst überfälliges Big Picture. Genau das war nämlich bitter nötig, um die Realität in der ganzen Komplexität zu erfassen. Lesen sollten auch diejenigen, die sich mit der "Problematik China" an sich unwohl fühlen … aber auch diejenigen, die – aus welchen Gründen auch immer – die Augen verschließen. Autor Wolfgang Hirn ist ein erfahrener Journalist. Er ergreift keine Partei. Er beruhigt nicht. Er klärt auf. Er zeigt Absichten und Kulissen auf. Er belegt anhand von Zahlen und Fakten Handeln und Denken der verschiedenen Akteure über Jahre hinweg.
Das Buch ist ein Weckruf … für Unternehmenslenker, für selbsternannte Experten und vermeintliche "Strategen". Und natürlich für Politiker, die sich oftmals winden, häuten und zuweilen zur Unzeit Versatzstücke verlautbaren, die sie für die "Wahrheit" halten. Dumm nur, dass sie damit in schöner Regelmäßigkeit verzögern, hemmen und dem "systemischen Rivalen", der in so vielen erfolgskritischen Bereichen bereits seit Jahren schlau unverrückbare Pflöcke eingeschlagen hat, so zum Ausbau des ohnehin manifestierten Vorsprungs verhelfen. China marschiert zwar (noch) nicht in allem voran. Aber man versteht es aufs Feinste zu sondieren, Vorgehen und Fehler der Anderen (Unternehmen, Kollaborateure, Systeme) zu analysieren – um es dann ohne echte gegenwehr in der eigenen Blase schneller und besser umzusetzen. Tscha ...
Vielversprechende europäische Ideen liegen hingegen im "Tal des Todes" begraben (Stichwort Grundlagenforschung). Sie gelangen quälend langsam oder gar nicht zur Marktreife. Zu viele Bedenkenträger, zu viel Wehklagen, zu viele Regularien, kein strategischer Vorausblick. Und während sich die EU mit Gesetzen zu profilieren versucht, zieht der systemische Rivale süffisant lächelnd vorbei. Kein Wunder, dass in den USA oder in der EU ausgebildete chinesische Wissenschaftler nun wieder ins Heimatland gehen, weil man ihnen dort vergleichsweise paradiesische Voraussetzungen bietet. Geld spielt dort schließlich keine Rolle.
Ich empfehle das Buch aufgrund seiner Detailtiefe und vieler erhellender Vergleiche und Gegenüberstellungen. Wolfgang Hirn will falsche Vorstellungen und weltfremde Beschwichtigungen (etwa auch von Bundeskanzler Olaf Scholz) entlarven. Das ist dem in Berlin lebenden Baden-Württemberger eindrucksvoll gelungen. Sein (geseufztes) Resümee: Während China für strategische Schnittstellen (auch von morgen) Geld in Hülle und Fülle ausschüttet und so den eigenen raschen Fortschritt pusht (Stichwort Digitalisierung), beweihräuchern sich Deutschlands Politiker mit "Unterstüztung" in Taschengeldhöhe. Strategie geht anders! Es gilt, sich – wo noch möglich – aus gefährlichen Abhängigkeiten herauszuwinden, eigene Wege und Nischen zu (er-)finden und Modelle rasch auf die Straße zu bringen. Vieles geht indes nur gemeinsam … mal mit den USA, mal auch mit China und mal "nur" innerhalb der EU, was aber schon aufgrund vieler Silo-Interessen einen immensen Kraftakt bedeutet. Aber daran geht schlichtweg kein Weg vorbei.
Gelesen hat: Sabine Ursel
Inhalte:
Tech-Krieg – die Gefechtslage … KI – Taten mit Daten … Chips – Chinas Schwachpunkt … Digitalisierung – Anschluss verpasst … Quantentechnologie – Großer Sprung nach vorn … Energie und Verkehr – Heiße Pläne … Biotech und Medizin – Doktor Big Data … Raumfahrt – All-Macht-Fantasien … Patente und Standards – Moderne Papierkriege … Talente – Globales Buhlen um kluge Köpfe … Militär – Killerroboter an der Front … Industriepolitik – Die Renaissance des Staates … Kooperation statt Konfrontation
Buch: "Der Tech-Krieg – China gegen USA. Und wo bleibt Europa?"
Autor: Wolfgang Hirn; Campus (2024), ISBN 978-3-593-51874-9 (Print), 275 Seiten; 29 Euro (inkl. MwSt.)
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